Grundlagen und Methode

Die Pessotherapie ist eine erfahrungsbasierte Methode, die über verschiedene hochwirksame Werkzeuge leidvoll prägende Erlebnisse aus der eigenen Biografie durch neue, geheilte Erfahrungen erweitert. Diese geheilten Erfahrungen sind so ausgerichtet, dass sie das Leben der KlientInnen an offenen Stellen abrunden, dass sie bei Mangelerfahrungen sättigen, bei Verletzungen oder Trauma gefühlten Schutz vermittleln, bei fehlenden Grenzsetzungen das erleichternde Gefühl der begrenzenden Führung geben. Durch eine sanfte, einfühlsame Begleitung entsteht ein Raum, in dem diese Erfahrung sich im neuronalen System auf der biografischen Zeitachse neben die bereits vorhandene Erfahrung einordnet. Damit erweitert sich das Selbstkonzept und es entstehen neue Möglichkeiten, heute und hier Situationen wahrzunehmen, zu bewerten und sich authentisch zu verhalten. Im besten Fall werden wir durch diese geheilten Erfahrungen endlich die, die wir schon immer waren, bevor wir zu dem wurden, was wir sind. ("Werden, wer wir wirklich sind", ist ein Untertitel der Pessotherapie) .

Die Pessotherapie kann den vollständigen Therapieraum füllen, man kann aber auch begleitend zu jeder anderen Therapieform Pessostukturen wahrnehmen. Im Idealfall sollte über einen Zeitraum von ca. 6 Mon. zumindest monatlich eine Pessostruktur gemacht werden, damit sich eine spürbare Veränderung einstellt. Allerdings gibt es auch häufig Pessostrukturen, die bereits beim ersten Mal eine bleibende Veränderung hervorbringen. 

Die Arbeitsweise in einer sogenannten Pessostruktut ( eine 50-60 minütige Pessotherapiesitzung) unterscheidet sich von der üblichen dialogischen Gesprächsform. 
Die Therapeutin übernimmt jetzt die Rolle der Moderatorin und eines mitfühlenden Zeugen, welcher die sichtbaren Gefühle und Regungen der KlientInnen sehr sorgsam erkennt, benennt und spiegelt. Durch diesen empathischen Prozess können die KlientInnen ganz bei sich bleiben und in eine innere Ruhe finden, die frei ist von Erwartung, Absicht, Leistung oder Zielsetzung. Einzig der Prozess wirkt an sich. 

Über eine sanfte Moderation gleitet dieser Prozess von einer alltäglichen Situation, die die Klienten mitbringen, hin zu konstituierenden Faktoren in der Vergangenheit. Da taucht vielleicht ein prägender Vater auf, und es wird erfahrbar, wie bestimmte Aspekte des Vaters im Ehemann der Klientin wiederzufinden sind, und wie mit dem Vater eingeübte Verhaltensweisen nun in der Ehe zu Schwierigkeiten führen. 
Schließlich wird in der Pessostruktur eine neue geheilte Erfahrung geschaffen. Diesbezüglich schaffen wir dann sogenannte "ideale" Bezugspersonen, z.B. einen idealen Vater, mit welchem ganz neue Erfahrungen gemacht werden, welche schießlich zu einer neuen Sicht auf den Ehemann und zu neuen Möglichkeiten in der Beziehung führen. 

In einer Pessogruppentherapie werden die Rollen der "idealen Eltern" von Gruppenmitgliedern übernommen, die sich exakt so verhalten (nach Instruktionen), wie es die Klientin damals gebraucht hätte. In der Einzeltherapie werden diese Rollen von Raumgegenständen übernommen, z.B. einem Stuhl, der in der Vorstellung der Klientin zum idealen Vater wird. Die Therapeutin gibt dem Stuhl/idealen Vater ihre Stimme, so dass die KlientInnen genau die Sätze hören können, die sie damals gebraucht hätten. 

Die komplette Methode und genaue Arbeitsweise wird in einer ersten Sitzung ausführlich  erklärt. Mit dieser Vorbereitung können die Klienten dann völlig entspannt und ohne "etwas Bestimmtes wissen oder können zu müssen" in die Pessositzung gehen. Alles entwickelt sich dann unter der erfahrenen Begleitung der Therapeutin von selbst.