Orthorexie
"Der Zwang, gesund zu essen"
Was bedeutet Orthorexie?
Orthorexie (orthos, griechisch: richtig) bedeutet, dass Menschen unter dem Zwang stehen, nur scheinbar "gesunde" Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Für orthorektische Menschen sind gesunde Nahrungsmittel solche, die man in Bioläden kaufen kann und/oder deren Produktionsverfahren genau bekannt ist. Fleisch, tierische Produkte, Weißmehl und Zucker, aber auch alle Nahrungsmittel, die nicht den selbst aufgestellten Vorschriften entsprechen, stehen auf der Liste der verbotenen Nahrungsmittel. Häufig führen diese Essgebote zur Unter- oder Mangelernährung und schließlich zum Untergewicht oder sogar zum Tod durch Verhungern oder Herzversagen.
Ich kann nicht an neue Ufer vordringen, wenn ich nicht den Mut aufbringe, die alten zu verlassen.
Was geht in Menschen mit Orthorexie vor?
Die ständige Sorge um gesunde Nahrung ist ein Ersatz für Zuwendung, Anerkennung und Liebe, die diese Menschen nicht ausreichend erleben. Aus dem anfänglichen Wunsch, sich mit ausgewählter Nahrung etwas Gutes zu tun, wird schließlich ein Zwang, nur "gesund" zu essen, der die Lebensmittelauswahl bedrohlich einschränkt. Menschen mit Orthorexie leiden oft unter großer Einsamkeit. Sie schließen sich von geselligen Anlässen aus, da sie die Speisen, die dort angeboten werden, in große Not bringen: Einerseits ist da die Lust oder sogar Gier auf "normale" Nahrung, andererseits das zwingende innere Verbot, davon zu essen. Der Druck, der durch diese Widersprüchlichkeit entsteht, entlädt sich immer wieder in sogenannten Fressattacken, in denen die verbotenen Nahrungsmittel in großen Mengen verschlungen werden, um anschließend erbrochen zu werden (Bulimie). Danach kommt das schlechte Gewissen und zwingt zu besonders "gesundem" Essen oder Hungern, bis die Gier wieder überhandnimmt.
Muss man Orthorexie behandeln?
Das orthorektische Essverhalten ist häufig mit Magersucht oder Bulimie kombiniert und wie diese behandlungsbedürftig.
Was sind die Folgen von Orthorexie?
- Orthorexie kann in Magersucht oder Bulimie übergehen.
- Durch die zunehmende Einschränkung der Lebensmittelauswahl kann es zu Mangelerscheinungen kommen.
- Die finanzielle Belastung schafft zusätzliche Probleme.
- Die soziale Isolation fördert die Neigung zur Depression.
- Orthorexie kann, wie alle Essstörungen, durch verschiedene Ursachen tödlich enden.
Wenn Sie ...
- eine Liste von verbotenen Nahrungsmitteln haben
- wenn Ihnen fette oder süße Nahrungsmittel Angst oder Panik machen
- wenn Sie Einladungen wegen der dort angebotenen Speisen meiden
- wenn Sie in einem Supermarkt nichts Passendes zum Essen finden
- wenn Ihre Gedanken ständig um essen und Nahrungsmittel kreisen
- wenn Sie lieber nichts essen, als etwas „Ungesundes“
- wenn Sie untergewichtig sind, weil Sie viele Nahrungsmittel meiden
sollten Sie dringend eine Essstörungs-Beratung aufsuchen!
Sie könnten orthorektisch oder anorektisch (magersüchtig) sein.