Skip to main content

Hilfe für Angehörige

"Was sollen wir denn noch tun?"

Familiensituation

Essstörungen ziehen ihre Kreise. Menschen, die im Umfeld von essgestörten Menschen leben, können sich der Auswirkung der Problematik normalerweise nicht entziehen. Die Betroffenen werden zunehmend verschlossener und reizbarer, sie ziehen sich mehr und mehr zurück, es wird immer schwieriger, ein konstruktives Gespräch zu führen, oft belasten Heimlichkeit und störungsbedingte Unaufrichtigkeit das Vertrauensverhältnis. All das verändert die Beziehungen und die Atmosphäre in der Familie.

Nicht selten dreht sich alles nur noch um das Thema Essstörung.
Diese Veränderungen kosten Kraft und dämpfen auf Dauer die Lebensqualität aller Beteiligten.

Hilfe für Angehörige bei Essstörungen
 Thema Essstörung Veränderungen für Angehörige
Suche in stürmischen Zeiten nach Ruhe.
Nur ein ruhiges Gewässer wird wieder klar.
Tibetisches Sprichwort
Helfen bei  essgestörtem Verhalten

Der Versuch, zu helfen

Natürlich versuchen Eltern oder Lebensgefährten zu helfen, indem sie sich mit der Auswahl der Nahrungsmittel, bei Essenszeiten oder bei Essenseinladungen auf die Bedürfnisse der essgestörten Familienmitglieder einstellen. Doch helfen Sie damit wirklich? Oder unterstützen Sie, ohne es zu wollen, vielleicht sogar das essgestörte Verhalten?

Angehörige probieren die unterschiedlichsten Strategien aus, um mit der Essstörung besser klarzukommen. Verdrängen, verharmlosen, kontrollieren, Druck machen, sich abfinden, Lösungen anbieten --- doch nichts greift wirklich. Die Essstörung entzieht sich meist den familiären Hilfsversuchen und verselbstständigt sich. Für die meisten Familien ist es eine Überforderung, ohne fremde Hilfe mit der Essstörung klarkommen zu wollen.

Deshalb ist es eine Erleichterung und Bereicherung, wenn Sie sich entlasten und Hilfe suchen. In einer Einzelberatung bei DURCH DICK und DÜNN oder in der Angehörigengruppe erfahren Sie, wie sie mit den Betroffenen kommunizieren können, was Sie sinnvollerweise sagen und was Sie nicht sagen sollten, ob und wenn ja, wie Sie sich in das Essverhalten einmischen sollten, was Sie akzeptieren müssen und wo Sie Grenzen setzen sollten, wann Sie nicht länger zuschauen dürfen, sondern ärztliche oder klinische Hilfe hinzuziehen müssen. Sie erfahren, womit die Essstörung zusammenhängt, welche Rolle Sie selbst dabei vielleicht spielen, wie Sie dazu beitragen, die Essstörung zu erhalten und wie Sie das ändern können.

Familiengestützte Therapie

(Text in Bearbeitung)

Was ist Co-Verhalten?

Co-Verhalten bedeutet, ein Störungsbild unbewusst aufrechtzuerhalten oder zu unterstützen. Co-Verhalten verhindert Veränderung und Entwicklung bei demjenigen, der mit der Störung lebt. Alle Beteiligten haben einen gewissen gefühlten Vorteil von diesem Verhalten: Die co-abhängigen Familienmitglieder ersparen sich unangenehme Auseinandersetzungen und anstrengende Konflikte.

Leitfragen: Wo und wie trage ich mit meinem Verhalten zum Erhalt der Essstörung einer Angehörigen (A)/Schülerin (S) bei? Welchen Gewinn habe ich von diesem Verhalten? Was erspare ich mir dadurch? Welche heilsame Entwicklung bei Betroffenen behindere ich damit?

Co-Verhaltensweisen

Maskieren nach außen (die Essstörung verstecken)

Negativer Effekt: Führt verstärkt zu essgestörtem Verhalten und verhindert,
dass sich ein Problembewusstsein entwickelt.

S: "In unserer Schule brauchen wir keine Essstörungsseminare,
denn bei uns gibt es keine Essstörungen."
A: "In unserer Familie gibt es keine Probleme.
Eine schwierige Phase macht doch jeder mal durch, das ist normal!"

  • Schluss mit dem Tabu! Übernehmen Sie als Einrichtung oder Familie die Ihnen mögliche Verantwortung und sprechen Sie an, was Sie nicht wahrhaben und lieber verdrängen würden.
Konfrontation vermeiden

Negativer Effekt: Trägt zum Erhalt der Essstörung bei und verhindert heilsame Veränderungen bei den Betroffenen.

S: Die Sportlehrerin schaut weg und lässt das magersüchtige Mädchen mitturnen.
A: Die Mutter einer magersüchtigen Tochter bereitet das Essen ohne Fett zu, um sich Auseinandersetzungen zu ersparen.

  • Verschließen Sie nicht die Augen vor dem, was sie sehen!
    Sprechen Sie es an! Nehmen Sie die Unstimmigkeit ernst, die Sie in sich spüren, wenn Sie das Verhalten der Betroffenen auf sich wirken lassen. Bleiben Sie bei dem, was für Sie wirklich stimmt und lassen Sie sich nicht von der Essstörung einwickeln.
Kontrollieren

Negativer Effekt: Führt verstärkt zu essgestörtem Verhalten, fordert Machtkämpfe heraus und drängt die Essstörung in die Heimlichkeit ab. Ist ein Angriff auf die Selbstbestimmtheit der Betroffenen und verhindert eine heilsame Reifung.

A: Eltern " überwachen" ihre Kinder, um sie notfalls mit Strenge
oder Strafen von essgestörtem Verhalten abzubringen.

  • Statt dessen sollten Sie Vereinbarungen treffen, die die Selbstverantwortung
    stärken oder professionelle Hilfe suchen.
Verantwortung abnehmen

Negativer Effekt: Verhindert die Entwicklung von Selbstverantwortlichkeit bei den Betroffenen.

S: Die Lehrerin macht für die Schülerin Termine in verschiedenen Beratungsstellen aus, anstatt sie das selbst tun zu lassen.
A: Eltern nehmen ihre essgestörte Tochter für Monate aus der Schule um ihr zuhause Schonung und Ruhe zu ermöglichen.

  • Leiten Sie stattdessen zur Selbstverantwortlichkeit an, und suchen Sie immer wieder das Gespräch, um zu schauen, ob das Vereinbarte umgesetzt wurde.
Bagatellisieren (Verharmlosen)

Negativer Effekt: Verhindert den Blick auf tiefere Zusammenhänge und provoziert die Betroffenen, essgestörtes Verhalten verstärkt zu benützen, da sie sich nicht ernst genommen fühlen.

S/A: "Es gibt doch Schlimmeres. In dem Alter haben doch alle Probleme mit ihrer Figur."

  • Es könnten ernstzunehmende Störungen hinter anscheinend "normalen" Problemen stehen. Sie sollten fachkundige Hilfe hinzuziehen, um die Situation richtig einschätzen zu können.
Kooperieren (mit der Essstörung zusammenarbeiten)

Negativer Effekt: Trägt zum Erhalt der Essstörung bei (Chronifizierung) und verhindert eine heilsame Entwicklung der Betroffenen.

S: Die Sportlehrerin lässt die magersüchtige Schülerin mitturnen, weil die sie sich so gern bewege. (Sie übersieht den krankhaften Bewegungsdrang.)
A: Die Mutter einer bulimischen Tochter füllt immer wieder die Nahrungsmittelvorräte auf, die die Tochter für Ess-Brechanfälle benützt.

  • Setzen Sie klare Grenzen und stellen Sie klare und konsequent eingehaltene Regeln auf (z.B. ein Grenz-BMI von 18,5 für Sportfähigkeit).
  • Stellen Sie klare Regeln auf, welche Nahrungsmittel nicht missbraucht werden dürfen. Setzen Sie der Bulimie in Absprache mit Ihrer Tochter spätestens da Grenzen, wo Sie an den Rand Ihrer Belastbarkeit kommen.
Sich abfinden

Negativer Effekt: Trägt zum Erhalt der Essstörung bei (Chronifizierung) und provoziert dazu, essgestörte Verhaltensweisen verstärkt zu benützen, da sich die Betroffenen nicht gesehen fühlen.

S: "Es gibt jede Menge Probleme an unserer Schule. Ich kann sie nicht alle lösen. Damit müssen wir hier halt leben." (Lehreraussage).
A: "Wir haben ja schon alles probiert. Wir müssen halt damit leben."

  • Sie müssen das Problem nicht lösen. Sie sollten es aber anschauen und mithelfen, einen Rahmen zu finden, in dem Ihrer Schülerin geholfen werden kann.
  • Machen Sie sich stattdessen täglich die Mühe, hinzuschauen, der Problematik neu die Stirm zu bieten und sich nicht an die Essstörung zu gewöhnen. Holen Sie sich die Kraft dafür in einer Beratung oder Selbsthilfegruppe für Angehörige.
Beschützen oder retten wollen

Negativer Effekt: Verhindert eine heilsame Entwicklung und kann für die Betroffenen tödlich enden.

S: "Wenn deine Eltern so wenig Verständnis für dich zeigen, helfe ich dir. Das schaffen wir schon zusammen!"
A: "Wir geben unser Kind nicht in die Klinik! Das schaffen wir schon alleine!"

  • Lassen Sie sich professionell beraten, was Sie im Einzelfall als Angehörige / Lehrer leisten können, und wo die Grenzen Ihrer Kompetenz / Hilfeleistungen liegen und Sie nur noch dadurch helfen können, dass sie therapeutische Hilfe hinzuziehen
  • Überschätzen Sie nicht ihre Fähigkeiten! Essstörungen sind zum Teil lebensbedrohliche Erkrankungen, die in 10-15 % der Fälle tödlich enden und fachkundig behandelt werden müssen.
Man hilft den Menschen nicht, wenn man
für sie tut, was sie selbst tun können.
Abraham Lincoln

Hilfe?! Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Angehörige sind mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung und Resignation meist alleine gelassen. Tabus, Scham und Schuldgefühle verhindern häufig, dass man mit Anderen über sein Problem spricht und Hilfe sucht. Doch genau das ist der erste Schritt aus dem Teufelskreis. In Ihrer Beziehung oder in Ihrer Familie gibt es ein Problem, das Sie nicht alleine bewältigen können.

Mit der Erfahrung, dass Sie nicht alleine sind in dieser Situation und dass andere Sie verstehen, weil sie Ähnliches erleben, wird manches leichter. Mit der Hoffnung kommt auch Ihre Handlungsfähigkeit zurück. Zwar können Sie die Essstörung damit nicht aus der Welt schaffen, aber es tun sich Wege auf, die wieder Bewegung in die verfahrene Situation bringen und Ihnen einen neuen Spielraum verschaffen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

In Einzelgesprächen und in einer Angehörigengruppe bietet DURCH DICK und DÜNN Angehörigen die nötige Unterstützung, um Wege aus der Hilflosigkeit zu finden. Fragen nach Ursachen und Zusammenhängen, nach Schuld, nach richtigen oder falschen Verhaltensweisen, nach Hilfsmöglichkeiten wie auch nach den eigenen Grenzen werden individuell besprochen. Essstörungen sind so vielfältig wie die Menschen, die mit ihnen leben. Trotz vieler Gemeinsamkeiten steht jeder einzelne Fall in einem eigenen Sinnzusammenhang.

Gruppe für Angehörige

Die Gruppe ist für Eltern, Verwandte, Lebensgefährten oder andere Hilfesuchende, die im nahen Kontakt mit einem essgestörten Menschen, egal welchen Alters, leben und sich überfordert, hilflos und ohnmächtig erleben.

Was passiert in der Gruppe?

In einem geschützten Rahmen bekommt jeder Teilnehmer Antworten auf seine persönlichen Fragen. Die Gruppe ist oft eine erste, entlastende Erfahrung, mit dem Thema nicht allein zu sein. Der Erfahrungsaustausch erleichtert und eröffnet neue Perspektiven und Möglichkeiten im Umgang mit den Betroffenen.

Zusätzlich werden in der therapeutisch begleiteten Gruppe wesentliche Informationen über den Umgang mit essgestörten Menschen, Co-Verhalten, Abgrenzung, Schuld, Kommunikation und vieles mehr vermittelt. Die Gruppe möchte Hoffnung und Klarheit bei der Begleitung der Betroffenen vermitteln, aber auch den Mut, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu wahren und, wenn nötig, fachkundige Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Therapie auf Essstörungen spezialisiert

Fachkundige Hilfe


DURCH DICK und DÜNN
Telefon 0761 701483

Telefonsprechzeiten sind montags bis donnerstags von 7.30 - 8.00 Uhr

Ein Anrufbeantworter wird täglich abgehört und so schnell wie möglich beantwortet.

Oder schick eine E-mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Buchtipps

  • Töchter, die nicht essen
    (Pierson / Cohen)
  • Iss doch endlich mal normal
    (Bärbel Wardetzki)
Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige
Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige