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Rückfall / Anfall am 30. April

Seit 6 Wochen der erste Anfall, insofern ein Rückschlag. Wenn ich meine Gesundung als ein Prozess sehe, der immer wieder Rückschläge beherbergt, bringt mir das schon Erleichterung.

Insofern gibt es dann ja den Gedanken vom "das war das letzte Mal" nicht mehr, sondern den Gedanken: Das war ein Schritt (in welche Richtung auch immer, manchmal eben auch einen zurück) in Richtung Gesund werden.

Freitag war ich Brunchen, hab groß gefrühstückt. Mittlerweile kann ich es gut verkraften, wenn mein Plan mal einen oder zwei Tage nicht eingehalten ist. Insofern war das nicht schlimm.

Gestern dann das große Familienfest, vor dem ich, letztendlich schon Angst hatte - (Weniger wegen Essen als wegen Selbstbewusstsein in der Familie) - Ich habe davor Achtsamkeitstraining gemacht und versucht bei mir zu sein. Ich habe auch eine erhebliche Verbesserung gespürt gestern, war viel besser bei mir, konnte sogar richtig Gespräche führen. Ich wurde dann gestern Abend auch ständig auf meine Figur angesprochen, dass ich ja so toll abgenommen habe nach Peru, dass ich mich wieder gemacht habe, dass ich ja schon mollig gewesen sei.

Rückfall Essstörung

Ich habe das gestern gut geschafft, habe viel gegessen (wie es ja auch normal ist, wie ich gestern gesehen habe), habe schlafen können danach. Kalorien sind gar nicht mehr so das Thema, sondern mittlerweile Mengen, die mir angenehm sind. Das Problem dann heute: Morgens keinen Hunger, noch Völlegefühl, das Gefühl, der Essplan schreibt mir Kohlehydrate vor, Erlaubnis- und Verbotsgedankenkämpfe.

Dazu echt noch eine anhaltende Völle (ich glaube, meinen Verdauung spielt mit großen Mengen nicht mit?!). Jetzt hatte ich gerade einen Anfall. Ich finde es schon interessant, dass ich gerade einen Anfall gemacht habe. Nach anderen Festen musste ich das in letzter Zeit nicht tun.

Gegessen:

  • 2 Stücke Kuchen
  • ein Weckle
  • Nutella
  • Schokolade
  • Müsli
  • Milch
  • Kuchen
  • Kekse

Funktion:

  • "Essenvernichtung" (wie schmerzhaft - Ich kann es nicht wegwerfen!)
  • Zeitvertreib (der ja noch anhält!)
  • Alleinseinswegdrücker
  • Ich vermute auch, Kompensation der doch recht großen (und mir nur teilweise bewussten) Anspannung wegen dem Familienfest

Was ist falsch gelaufen?

  • Ganz praktisch: Gestern noch Kuchen einpacken lassen für heute! Das hätte ich lassen sollen, weil ich ja weiß, dass ich mit im Überfluss vorhandenen, mir schmeckenden Nahrungsmitteln überfordert bin.
  • Vielleicht wirklich auf mich hören morgens und mir erstmal einen Tee machen und warten, bis die Völle weg ist.
  • Eine andere Beschäftigung suchen. (Ist aber schwer, bin bei meinen Eltern, die sind heute morgen auf eine Kommunion und kommen abends wieder. Meine Schwester ist zu ihrem Pferd, hab sie gefragt ob ich mit darf und es war ihr nicht so recht. Insofern das Gefühl, dass alle beschäftigt sind außer mir.)
  • Gestern Abend schon weniger essen? (Obwohl es für mich fast gestimmt hat -Fast: Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich zu überfüllt war ... Aber heute morgen war glaube ich der "Knackpunkt").
Therapie auf Essstörungen spezialisiert

Vor-Fall statt Rück-Schlag. Fühlen statt Bewerten.

Ich erwarte aber zu viel von mir, wenn ich erwarte, dass mir so was nach 2 Jahren regelmäßig kotzen innerhalb von einem halben Jahr nicht mehr passiert. In der letzten Zeit habe ich mich wirklich gut geschlagen. Vor allem musste ich mich gar nicht "schlagen", sondern es ist einfach so gekommen, dass ich nicht kotzen musste.

Jetzt, nachdem ich das geschrieben habe, habe ich es noch mal durchgelesen und ein paar Dinge "korrigiert". Zum Beispiel stand hinter dem "Essensvernichten" ein: wie pervers! Jetzt habe ich es geändert in weniger Wertung in: wie schmerzhaft! Und da kommen mir die Tränen!

Vor mir selbst schäme ich mich gar nicht so sehr für mein Handeln – es schmerzt mich viel mehr.

Schämen tu ich mich vor Andrea und meinen Eltern. (Das verwundert mich selbst während dem Schreiben). Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich euch immer noch nicht enttäuschen will und Angst vor euren hohen Erwartungen an mich habe.

Es ist gerade echt eine Riesenübung für mich im Bei-mir-bleiben:

Ich komme mit dem Rückfall klar, ich kann mit ihm klar kommen!!! Und nur dafür kann ich sorgen, nur darum kann ich mich sorgen.

Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige
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