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Ess-Sucht, BED (Binge Eating Disorder)

"Die Flucht ins Essen"

Was ist Ess-Sucht?

Menschen mit Esssucht benutzen Essen und Nahrung als vielschichtige Ersatzbefriedigung. Da Essen und Nahrung nicht die psychischen bzw. mentalen Bedürfnisse befriedigen, will man, wie bei jeder Sucht, immer mehr davon, ohne dass je eine echte Befriedigung eintritt. So kommt es immer wieder zu sogenannten Fressattacken, bei denen wesentlich mehr Kalorien aufgenommen werden, als der Körper verbrennen kann. Es gibt verschiedene Formen von Esssucht: Daueresser, Nachtesser, Wochenendesser, Stress- oder Frustesser. Ein Unterschied zur Bulimie liegt darin, dass keine gewichtsreduzierenden Maßnahmen wie Erbrechen, Sport oder Abführmittel angewendet werden.

Was ist Ess-Sucht?
Wer heute den ersten Schritt tut
ist weiter als jemand, der morgen
die Welt umrundet.
Unbekannter Verfasser
Ess-Sucht / Adipositas / Binge Eating Disorder

Warum essen Menschen mehr
als der Körper braucht?

Hinter der Sucht zu essen steht meist ein Gefühl von innerer Leere, ein wenig ausgeprägtes Ichgefühl oder eine unerkannte Depression. Das Essen dient als emotionale Ersatzbefriedigung. Es verhindert die Auseinandersetzung mit Konflikten und hilft dabei, unangenehmen Gefühlen wie Wut, Trauer, Enttäuschung, Einsamkeit, Ärger und Angst auszuweichen oder sie "wegzumachen". Manchen Menschen ermöglicht das Überessen, sich zu spüren, wo sie sonst nur Leere empfinden. Andere wiederum wollen mit Überessen ungewollte innere Zustände abtöten. Die Körpermasse wird als Schutz vor ungewollter Nähe, Übergriffen, Missbrauch oder Sexualität empfunden. Sie ersetzt die Fähigkeit, sich wirkungsvoll mit natürlichen Ausdrucksmitteln abzugrenzen.

Was bedeutet es in unserer Gesellschaft,
dick zu sein?

Obwohl ca. 70 % aller Erwachsenen übergewichtig und ca. jeder fünfte adipös (stark übergewichtig) ist, wird Übergewicht in unserer Gesellschaft stark abgewertet. Um dennoch Anerkennung zu bekommen, spielen Menschen mit Essstörungen oft eine angepasste, hilfsbereite, zurückhaltende Rolle. Dabei verlieren sie immer mehr den Kontakt zu ihren eigenen Bedürfnissen. Weil sie sich und ihre Grenzen nicht spüren, werden sie leicht zum Opfer von Menschen, die sie angreifen, mobben, ausnützen oder im weitesten Sinn missbrauchen.

Was ist latente Ess-Sucht?

Eine weit verbreitete Variante ist die latente (nicht offensichtliche) Ess-Sucht. Das Gewicht ist dabei meist im Normalbereich. Die Betroffenen, überwiegend Frauen, leiden aber extrem unter dem Gefühl, dick zu sein. Mit wiederholten Diäten versuchen sie, ihr Gewicht zu senken. Durch den Jojo-Effekt nehmen sie allerdings langfristig immer mehr zu. Die dauernde Beschäftigung mit Essen, Diät und Gewicht verschlingt enorm viel Energie und belastet das Selbstwertgefühl.

Warum gibt es keine Hilfsangebote bei latenter Esssucht?

Leider herrscht in unserer Gesellschaft die Ansicht, es sei normal, dass Frauen sich ständig mit ihrer Figur beschäftigen. Das ist falsch und verhindert, dass die Betroffenen ernst genommen werden und frühzeitig Hilfe erfahren. Hinter jeder Form der Ess-Sucht stehen psychische Probleme und ein Leidensdruck, die fachkundig behandelt werden sollten. Hilfe wird aber bedauerlicherweise oft erst gesucht, wenn das Übergewicht extrem und das alltägliche Leben deutlich eingeschränkt ist oder gesundheitliche Folgeschäden eingetreten sind.

Was bedeutet Adipositas?

Adipositas bedeutet Fettleibigkeit. Sie bezeichnet den Gewichtszustand jenseits von Übergewicht. Sie ist das Ergebnis von langfristigem und regelmäßigem Überessen ohne anschließenden Kalorienabbau. Gemessen wird das Verhältnis von Körpergewicht in kg zu Körpergröße in Metern hoch 2 mit dem BMI (Body-Mass-Index). Infos zum BMI

Wie wirkt sich starkes Übergewicht auf den Körper aus?

  • Das Herz-Kreislaufsystem ist stark überlastet.
  • Es kommt zu Fetteinlagerungen in den Blutgefäßen.
  • Das fördert Bluthochdruck.
  • Das Risiko zu Thrombosen, Embolien und Schlaganfällen steigt erheblich.
  • Diabetes (Zuckerkrankheit) ist eine häufige Begleiterkrankung, die wiederum massive Folgeschäden nach sich zieht.
  • Durch den hohen Blutfettgehalt kann es zu Gallensteinen kommen.
  • Das hohe Gewicht führt zur Bewegungsarmut und belastet und verschleißt die Gelenke (Arthrose).
  • Vielfältige nachfolgende Hormonstörungen wirken sich auf Körper und Psyche aus.
  • Die zunehmende Entfremdung vom eigenen Körper wie auch die sozialen Ausgrenzungen
    und die abnehmende Lebensqualität münden häufig in Depressionen.
  • Menschen mit starkem Übergewicht sterben deutlich früher.
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Jojo-Effekt

Durch die zu geringe Kalorienzufuhr bei Diäten schraubt der Organismus die Verbrennung zurück. Wird wieder normal gegessen, hält dieser Effekt zumindest noch solange an, bis die Fettspeicher wieder aufgefüllt sind. Bei 90 % aller Diäten steigt das Gewicht sogar über das Anfangsgewicht hinaus.

Dieses Ab- und Zunehmen nennt man Jojo-Effekt.

Buchtipp

  • Anti Diät Buch
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Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige
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