Was ist Trauma ?

Der Begriff Trauma kann grundsätzlich aus zwei Perspektiven betrachtet werden.
Zum einen benennt man ein Ereignis traumatisch, das uns hilflos, machtos und auswegslos macht. (z.B. Naturkatastrophen, 9/11, Krieg, Gewaltanwendung, Übergriffe, wiederholte verstörende Bindungserfahrungen)
Zum anderen ist Trauma ein Begriff, der auf eine bestimmte Verarbeitung eines massiv negativ überwältigenden Ereignisses im Gehirn hinweist. 

Normalerweise verarbeiten wir, was wir erleben mit unserem Verstand oder unseren Gefühlen.
In Situationen, die uns negativ total überwältigen. sind Verstand und Gefühl mit der Verarbeitung überfordert oder massiv überflutet durch die Heftigkeit der Reize in Kombination mit erlebter Machtlosigkeit, Hilflosigkeit und Auswegslosigkeit. Dann schaltet unser Gehirn auf die Verarbeitung durch den Mandelkern um. Der Mandelkern bzw. die Amygdala ist ein uraltes Zentrum im Gehirn, das als Alarm- und Notfallzentrale den Menschen  und Säugetiere in massiven Gefahrensituationen auf drei Arten zu schützen versucht:
Durch Erstarrung (Schock), Flucht oder Kampf.

Die Umschaltung im Gehirn auf die Verarbeitung durch den Mandelkern hat zur Folge, dass unser Verstand massiv gehemmt/deaktiviert wird. Dadurch wird eine adäquate Verarbeitung durch unseren Verstand und unsere Gefühle verhindert und unser Organismus schaltet für eine gewisse Zeit auf reines Überleben um. 

 

Was bewirkt Trauma ?

Nun ist es von den Bewältigungsmöglichkeiten des Einzelnen abhängig, wie sich das Trauma langfristig auswirkt. Manche Menschen verfügen über eine hohe Resilienz. Das ist die Fähigkeit, trotz höchster Belastung positive Bewältigungsstrategien einzusetzen und deshalb ohne bleibenden Schaden aus einer eigentlich verstörenden Situation herauszugehen.

Ist diese Resilienz nicht ausreichend vorhanden, hinterlässt das Trauma Spuren im Nervensystem. Die Folgen sind in der Regel ein hoher innerer Stresslevel, der die Betroffenen oft bei Tag und Nacht wie unter Strom setzt. Lebenssituationen, die  im Ansatz einen Aspekt der traumatisierenden Situation haben, triggern das Trauma. Das heißt, es werden wie bei einem Reflex belastende bildhafte Erinnerung an das Trauma (Flash back) oder auch verschiedenste körperliche oder psychische Symptome ausgelöst ( z. B. Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Panikattacken, massiver innerer Stress, Bilderfluten, Albträume, Schmerzen uvm.). Dieses Erleben wird unter Umständen zu einer zunehmenden mentalen Wiederholung des Traumas.

Traumatherapie

In der Traumatherapie geht es zunächst um inneren und äußeren Schutz. An erster Stelle steht in meiner Arbeitsweise nicht die Abhärtung und Desensibilisierung bezüglich der Traumaauslöser, sondern der Schutz vor der gefühlten Überflutung durch den Aufbau von inneren und äußeren Ressourcen. Das heißt Methoden, mit denen der Mensch Belastung reduzieren lernt (z.B.  Distanzierungsmethoden nach Luise Reddemann, Methoden zum Stressabbau, Aufbau von Entspannungsfähigkeit), sowie Methoden, mit denen er gefühlte und faktische Stärke vermehren kann. (z. B. Wege aus der Erstarrung finden, Handlungsfähigkeit ausbauen, die Vielzahl der Möglichkeiten von mentaler Verarbeitung erweitern.)
Zugleich geht es darum, die mentale Erstarrung zu lösen. Dies ist möglich über Methoden, wie z. B. EMDR, die die wechselseitige Aktivität der beiden Gehirnhemisphären anregen und damit zu einer energetischen Entlastung der Amygdala und zum Fließen der blockierten Energien beitragen. 

Besonders wirksam ist der Einsatz von Pessotherapie, welche neben die Trauma auslösende Situation eine neue Erfahrung von Schutz bzw. erfolgreicher Abwehr der Gefahr stellt. Diese sogenannte geheilte Erfahrung sorgt für eine sofortige tiefe Beruhigung des Nervensystems und gibt fortan einen gefühlten Schutz vor der intrinsischen (von innen kommenden)  Überlastung durch das Trauma.