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Pessotherapie

Pesso Boyden System Psychomotor Therapie – "Werden, wer wir wirklich sind"

Was ist Pessotherapie?

Die Pessotherapie ist eine von Al Pesso und Diane Pesso-Boyden ab den 60er-Jahren entwickelte Form der Körperpsychotherapie. Die offizielle Abkürzung lautet PBSP und bedeutet Pesso Boyden System Psychomotor Therapie. Ursprünglich wurde die Pessotherapie als Erfahrungsarbeit innerhalb einer Gruppe konzipiert. In der Weiterentwicklung wurde sie dann dem Einzelsetting angeformt. Der Körperaspekt der Pessotherapie bezieht sich nicht auf Bewegungsformen, sondern auf neue Erfahrungen, die in der Pessotherapie im Zusammenwirken erzeugt werden. Erfahrungen unterscheiden sich von rein kognitiven Prozessen dadurch, dass sie auf der Ebene des körperlichen / emotionalen Spürens / Fühlens Spuren hinterlassen.

Pessotherapie
Werden, was wir wirklich sind.
Al Pesso
Pesso Boyden System Pschomotor Therapie

Damit eignet sich die Pessotherapie auch sehr gut zur Traumabehandlung.

Die Pessotherapie geht also über den therapeutischen Dialog hinaus und schafft einen Raum, in dem neue, geheilte Erfahrungen entstehen. Dies genau in den Bereichen, in denen wir durch unsere frühen Bezugssysteme mangelhafte oder belastende Erfahrungen gemacht haben, die in der Regel unsere Sicht auf die Welt und unsere Verhaltensweise wie starre Muster durchziehen. Die Pesso-Erfahrungen ermöglichen eine veränderte Wahrnehmung und Bewertung der Welt, die uns umgibt und befreien uns zu neuen Perspektiven und Verhaltensweisen. Im besten Fall hilft die Pessotherapie, so zu werden, wie man immer schon immer war, ohne es zu leben. Das heißt, wir erfahren unser persönliches Potential auf neue und absolut stimmige Ressourcen aufgestellt, in tiefer Übereinstimmung mit uns selbst.

Grundlagen und Methode der Pessotherapie

Auf Erfahrung basierend

Die Pessotherapie ist eine erfahrungsbasierte Methode, die über verschiedene hochwirksame Werkzeuge leidvoll prägende Erlebnisse aus der eigenen Biografie durch neue, geheilte Erfahrungen erweitert. Diese geheilten Erfahrungen sind so ausgerichtet, dass sie das Leben der KlientInnen an offenen Stellen abrunden, dass sie bei Mangelerfahrungen sättigen, bei Verletzungen oder Trauma gefühlten Schutz vermittleln, bei fehlenden Grenzsetzungen das erleichternde Gefühl der begrenzenden Führung geben. Durch eine sanfte, einfühlsame Begleitung entsteht ein Raum, in dem diese Erfahrung sich im neuronalen System auf der biografischen Zeitachse neben der bereits vorhandenen Erfahrung einordnet. Damit erweitert sich das Selbstkonzept und es entstehen neue Möglichkeiten, heute und hier Situationen wahrzunehmen, zu bewerten und sich authentisch zu verhalten. Im besten Fall werden wir durch diese geheilten Erfahrungen endlich die, die wir schon immer waren, bevor wir zu dem wurden, was wir sind. ("Werden, wer wir wirklich sind", ist ein Untertitel der Pessotherapie) .

Eigenständige Therapie oder Begleitung

Die Pessotherapie kann den vollständigen Therapieraum füllen, man kann aber auch begleitend zu jeder anderen Therapieform Pessostukturen wahrnehmen. Im Idealfall sollte über einen Zeitraum von ca. 6 Monate zumindest monatlich eine Pessostruktur gemacht werden, damit sich eine spürbare Veränderung einstellt. Allerdings gibt es auch häufig Pessostrukturen, die bereits beim ersten Mal eine bleibende Veränderung hervorbringen.

Arbeitsweise

Die Arbeitsweise in einer sogenannten Pessostruktur (eine 50-60 minütige Pessotherapiesitzung) unterscheidet sich von der üblichen dialogischen Gesprächsform. Die Therapeutin übernimmt jetzt die Rolle der Moderatorin und eines mitfühlenden Zeugen, welcher die sichtbaren Gefühle und Regungen der KlientInnen sehr sorgsam erkennt, benennt und spiegelt. Durch diesen empathischen Prozess können die KlientInnen ganz bei sich bleiben und in eine innere Ruhe finden, die frei ist von Erwartung, Absicht, Leistung oder Zielsetzung. Einzig der Prozess wirkt an sich.

Moderation

Über eine sanfte Moderation gleitet dieser Prozess von einer alltäglichen Situation, die die Klienten mitbringen, hin zu konstituierenden Faktoren in der Vergangenheit. Da taucht vielleicht ein prägender Vater auf, und es wird erfahrbar, wie bestimmte Aspekte des Vaters im Ehemann der Klientin wiederzufinden sind, und wie mit dem Vater eingeübte Verhaltensweisen nun in der Ehe zu Schwierigkeiten führen. Schließlich wird in der Pessostruktur eine neue geheilte Erfahrung geschaffen. Diesbezüglich schaffen wir dann sogenannte "ideale" Bezugspersonen, z.B. einen idealen Vater, mit welchem ganz neue Erfahrungen gemacht werden, welche schließlich zu einer neuen Sicht auf den Ehemann und zu neuen Möglichkeiten in der Beziehung führen.

Therapie auf Essstörungen spezialisiert

Holes in roles

Löcher in Rollen – was bedeutet dieser
spezifische Begriff aus der Pessotherapie?

Es geht um Konstellationen in Familien oder anderen Systemen, wo eine tragende Person ihre natürliche Rolle nicht ausfüllt, sodass hinsichtlich dieser "Rolle" eine Lücke und ein Mangel entsteht, welche dann ein Familienmitglied, in aller Regel eines der Kinder, ausfüllt, obwohl das in keiner Weise zu dessen Alter und Entwicklungsstand passt.

Beispiel

Die Mutter erleidet eine schwere Erkrankung und kann ihre versorgende und fürsorgliche Mutterrolle deshalb nicht ausfüllen. Unter den drei Kindern im Alter von 8, 11 und 15 ist das jüngste Mädchen vom Wesen her besonders empfindsam, anpassungsfreudig und sehr bemüht, alles richtigzumachen und niemandem zur Last zu fallen. Dieses Kind wird aufgrund seiner sensiblen Wesensart besonders stark die Not der Mutter erfahren.

Die Mutter leidet neben ihrer Erkrankung besonders darunter, nicht für ihre Kinder da sein zu können und ihre mütterlichen Aufgaben nicht erfüllen zu können.

Im Herzen der Achtjährigen wächst in dieser ausweglos scheinenden Situation ein Drang, der Mutter zur Seite zu stehen und sie von ihrer Belastung zu befreien. Dieser Drang führt dazu, dass das Kind eigenständig Aufgaben aus dem Haushalt übernehmen wird, dass es versuchen wird, selbst überhaupt keine Belastung zu sein und alles bestens zu erledigen und damit die Mutter ein Stück weit zu ersetzen. Die inneren Antennen des Kindes richten sich in dieser Lebensphase immer mehr auf die Wahrnehmung und Erfüllung der Bedürfnisse der Mutter und die Notwendigkeiten innerhalb der Familie als auf seine eigenen altersgemäßen Bedürfnisse. Schon eine relativ kurze Zeitspanne in dieser Konstellation kann ausreichen, um das Kind nachhaltig, sprich für das ganze Leben zu prägen. Letztlich bleiben dann die Reifung der eigenen autonomen Persönlichkeit und das Erlernen der eigenen Bedürfnisbefriedigung deutlich hinter der Fähigkeit zurück, sich für andere Menschen aufzuopfern. Diese Persönlichkeitsstruktur und zu frühe Selbstständigkeit begünstigen die Entwicklung von Störungen. Ein Mangel an Ichgefühl, Depressionen, Essstörungen, psychosomatische Erkrankungen wie auch das Vollbild der über angepassten Persönlichkeit, die kaum noch eigene Bedürfnisse spürt und übermäßig abhängig ist von Anerkennung durch Andere, können die Folge sein.

Wie geht nun die Pessotherapie damit um?

In der Pessotherapie werden die beschriebenen Zusammenhänge sanft erlebt, und es wird eine neue, heilsame Erfahrung initiiert. Damit wird erfahrbar, wie es sich jetzt und heute anfühlt, wenn das Kind damals nicht in die Rolle der Helferin geschlüpft wäre, weil zum Beispiel eine Person in die Familie gekommen wäre, die sich um den Haushalt und um die Bedürfnisse der Mutter gekümmert hätte, sodass das Kind nie in die Helferinnenrolle hätte schlüpfen müssen. Diese Erfahrung wird mit einem sogenannten "Film" übermittelt, den die Therapeutin in Absprache mit der Klientin kreiert. Im Erleben dieses "Films" (einer kleinen gespielten Szene) erfährt die Klientin, wie entlastend es sich anfühlt, wenn damals diese Helferin in der Familie gewesen wäre. Es kommt dann oft zu einem tiefen Ausatmen, zum Lösen der angespannten Schultern, zu einer Weitung des Brustkorbs, verbunden mit dem Gefühl ... "dann hätte ich viel mehr bei mir sein können, dann hätte ich einfach Kind sein und spielen können und nicht die Last der Familie tragen müssen."

Diese Erfahrung wird, wie es in der Pessotherapie der Fall ist, tief aufgenommen, auch wenn sie keinen biografisch realen Hintergrund hat und verändert das Selbstbild und Selbstkonzept. Damit wird es in der Zukunft möglich, wieder eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich mehr um sich selbst zu kümmern. Diese geheilte Erfahrung ist der Anfang vom Ende, "Holes in Roles" (Löcher im Rollengefüge) zu stopfen.

Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige
Therapie und Beratung für Menschen mit Essstörungen und Angehörige